Drehbuchversuch einer Fleischliebhaberin

Drehbuchversuch einer Fleischliebhaberin

Wagyū aus Japan und Roastbeef aus Neuseeland

Manchmal, wenn Essen regelrecht inszeniert wird, und der Hauptdarsteller eines Abends etwas Außergewöhnliches ist, dann kann

ein Restaurantbesuch spannend wie ein guter Film sein. Versuch eines Drehbuchs.

Alexander begrüßt mit herzlich warmem Händedruck. Aber die ganze Aufmerksamkeit gilt etwas Kühlem, Japanischem mitten im Raum: vakuumiert und eingebettet in Eis präsentiert sich hier das teuerste und exklusivste Fleisch der Welt, Wagyū genannt, passend im kupfernen Gefäß. Bewusstes Hilfsmittel zum Spannungsaufbau? Gelungen.

Im sympathischen Wechselspiel zwischen Sie und Du wird der Gast Schritt für Schritt mit Insiderwissen versorgt. So steigt nicht nur die Neugier, sondern auch der Hunger.

Und wieder präsentiert sich das Wagyū, das an diesem Abend die zentrale Rolle einnehmen soll. Dieses Mal zeigt es sich entkleidet, roh, ganz pur und auf dem Silbertablett. Das persönliche Filetstück für diesen Abend. Ja, jetzt dürfte man es sogar fühlen, wurde einem gesagt, aber zum Anfassen fehlte gar der Mut. Spannungskurve nach unten – das Fleisch verschwindet zur Zubereitung in die Showküche. Zur Ablenkung bietet sich ein Blick auf den Olivenbaum an, oder man lauscht der weichen Stimme im Hintergrund. Sie könnte Marilyn Monroe gehören, die wohl nie ein so exklusives Stück Fleisch genoss, da der Export seit 2012 für die USA und erst seit 2014 für Europa freigegeben wurde.

„Welches Messer darf es für den Hauptgang sein? Die Dame zuerst!“ Persönliches Highlight an diesem Punkt, der Gast wird aktiv ins Geschehen mit einbezogen, muss „Schneid“ beweisen. Beilage? Uninteressant. Fleisch mit Fleisch bitte!

Dann der Hauptgang. Von links nach rechts darf genossen werden: Filet „Black Angus“ aus Argentinien, Roastbeef „Ocean Beef“ aus Neuseeland und Wagyū. Nach den ersten zwei perfekten Stücken Fleisch fragt man sich, ob eine Steigerung des überwältigenden Geschmacks noch möglich sei. Dann das berühmteste Stück: Ist es überhaupt im Mund angekommen!? So weich, so zart, dass es fast zerschmilzt, nur der Geschmack enttarnt. Vergleiche ziehen ist schwierig; ein Wort drückt es aber treffend aus: Endlich! Endlich vollkommener Fleischgenuss ohne Wenn und Aber, exklusiv und einmalig. Ein Muss für jeden Fleischliebhaber.

Ein Blick in die Showküche. Einer der Köche hält ein Stück Fleisch wie ein Neugeborenes, so kostbar, wirft seinem Gegenüber einen Blick zu: „Jetzt?“ Jetzt geht es los, das Wagyū kommt für 30 Sekunden auf den Grill. Nicht mehr, nicht weniger! Verspeisen darf es dieses Mal ein anderer, mir bleibt „nur“ mehr das Dessert.

Magen genüsslich voll. Was für ein Schauspiel. Nun aber: Klappe zu. Und obwohl Mehrteiler manchmal eine Enttäuschung sind, bestätigt hier die Ausnahme gewiss die Regel – Klappe die Zweite ist bereits reserviert!!

 

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